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Lotsen

Die „Bosse“ des Kanals

Die eigentlichen Chefs des Kanals sind die Lotsen, die sogenannten Verkehrslenker und die Kanalsteurer.
Der Lotse ist ein erfahrener Nautiker mit „Großem Patent“, mit einer speziellen Lotsenausbildung und exzellenten Ortskenntnissen, der die fremden Kapitäne auf der Fahrt durch den Kanal berät und anleitet. Denn der Nord-Ostsee-Kanal ist kurvig, eng und verkehrsreich. Ebenso sind die Kenntnisse der Lotsen beim Ein- und Ausfahren in die Schleusen in Kiel-Holtenau oder Brunsbüttel erforderlich.

 

Es gibt neben den Lotsen auch die Kanalsteurer. Sie sind speziell ausgebildete ehemalige Kapitäne oder Nautische Offiziere, die auf dem Schiff während der Passage durch den Nord-Ostsee-Kanal das Ruder bedienen. Der Steurer löst den Rudergänger der Stammbesatzung ab, um eine sichere Kanaldurchfahrt zu gewährleisten. Den Beruf des Kanalsteurers gibt es schon seit über 100 Jahren am NOK. Bei den ersten Kanalpassagen kam es häufig zu Havarien. Der Grund waren die physikalischen Wechselwirkungen zwischen den Schiffen und der Uferböschung. Aber auch bei Begegnungen zwischen den Schiffen und dem dadurch ausgelösten Sog und Schwell kannten und kennen sich die Rudergeräte und Kapitäne der Schiffsbesatzungen nicht hinreichend genug aus. Die damalige Kanalbehörde, das kaiserliche Kanalamt, beschloss, Schiffe nur noch von zugelassenen Kanalsteurern steuern zu lassen.

Schiffe, die durch einen Kanalsteurer gefahren werden, dürfen trotzdem nicht auf den Lotsen verzichten. Auf der meistbefahrenen Wasserstraße der Welt fahren pro ja rund 30.000 lotsenbesetzte Schiffe und dazu nochmal so viele kleine Sportboote, die sich alle auf dem Kanal begegnen. Ohne den erfahrenen Lotsen auf der Brücke würde es wahrscheinlich oft zu Unfällen kommen, zu mindestens würde aber das ein oder andere Schiff in der Böschung landen. Deshalb ist die Beiordnung eines Lotsen in engen und flachen Küstengewässern wie dem Kanal für größere Schiffe auch gesetzlich vorgeschrieben. Lotsen führen an Bord neben ihrer Lotsentätigkeit auch die Zollaufsicht und gewisse schifffahrtspolizeiliche Befugnisse aus. Die Lotsen sind für uns Landratten fast immer unsichtbar, außer an der Lotsenversetzstation Rüsterbergen bei Kanalkilometer 55. Hier kann man manchmal mit angehaltenem Atem zusehen, wie der Lotse aus Kiel an der steilen Bordwand wieder hinunterklettert und der Kollege aus Brunsbüttel wieder hinaufsteigt. Oder umgekehrt.

Denn die Lotsen aus Kiel und Brunsbüttel haben den Kanal unter sich aufgeteilt. Die Grenze für die beiden Kanalreviere NOK I und NOK II ist die Lotsenversetzstation Rüsterbergen. Das Kanalrevier NOK II umfasst den östlichen Teil. Dazu gehören die Kieler und die Flensburger Förde sowie Travemünde. Dies ist der größere Bezirk und wird von rund 160 Lotsenbrüdern betreut. Deutsche Seelotsen sind in Brüderschaften organisiert. Sie arbeiten freiberuflich in staatlichem Auftrag und teilen ihre Einnahmen brüderlich. Aus ihren Reihen wählen sie einen Interessenvertreter, den sogenannten Ältermann. Der Ältermann war früher der gewählte Vorsteher einer Zunft, das hatte und hat nicht direkt mit dem eigentlichen Alter der Person zu tun. Alle drei Jahre müssen die Lotsen sich einem gründlichen Gesundheitscheck unterziehen.In früheren Zeiten mussten alle Lotsen in Holtenau wohnen, dies ist heute nicht mehr nötig. Heute sitzt ein Lotse auf der Schleuseninsel und beobachtet mehrere Bildschirme, Tabellen und Seekarten. Er hört nicht nur per Funk, sondern sieht auch auf dem Radarschirm, wenn Schiffe sich nähern. Die Lotsen arbeiten nicht im Schichtdienst, sondern in einer Reihenfolge, bei der sich der zuletzt Tätige wieder hinten einreiht. Abhängig vom Verkehrsaufkommen auf dem Kanal ist auch die Arbeitszeit daher schwer vorhersagbar.

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