Historie des Nord-Ostsee-Kanals
Der Bau des Kaiser-Wilhelm-Kanals, heute bekannt als Nord-Ostsee-Kanal, war ein bemerkenswertes Ingenieursprojekt im späten 19. Jahrhundert in Deutschland.
Der Nord-Ostsee-Kanal durchschneidet seit mehr als 128 Jahren Schleswig-Holstein von der Elbmündung bei Brunsbüttel bis zur Kieler Förde.
Aber bereits im 7. Jahrhundert entstand bei den Wikingern von Haithabu die Idee, Nord- und Ostsee durch einen Kanal miteinander zu verbinden. Es war ein sehr mühsames Unterfangen, ganz Jütland über Skagerrak und Kattegat zu umfahren oder die Güter über Land zu schleppen. Der Eiderkanal war der Vorläufer der heutigen Wasserstraße und wurde von den Dänen erbaut. Dieser war eine große wasserbautechnische Leistung der damaligen Zeit. Er verband die Kieler Förde mit der Eider bei Rendsburg. Von dort fuhren die Schiffe eiderabwärts bis Tönning. Für damalige Zeiten hatte der Kanal mit einer Breite von 28,7 Metern und einer Tiefe von 3,45 Metern beachtliche Ausmaße. Um damals von Kiel bis nach Rendsburg zu kommen, wurden zwei Tage benötigt. Die Schiffe wurden von Pferden getreidelt. Die Treidelpfade sind bis heute noch erhalten. So können Sie sich noch heute auf die Spuren der Vergangenheit begeben.
Der Vorläufer des Nord-Ostsee-Kanals
Auch Rudimente des Eiderkanals und der Schleusen sind bis heute erhalten geblieben und können unter anderem in Klein-Königsförde, Rathmannsdorf und in Kluvensik erkundet werden. Ebenfalls bis heute erhalten sind die schönen Packhäuser in Kiel-Holtenau, Tönning und Rendsburg. In Kiel-Holtenau befindet sich heute in dem Packhaus heute ein Restaurant sowie Wohnungen. Durch die rasante Entwicklung im Schiffbau wurde es ab Mitte des 19. Jahrhunderts erforderlich, über eine neue künstliche Wasserstraße, die die Nordsee mit der Ostsee verband, nachzudenken. Schließlich konnte Bismarck Kaiser Wilhelm I von dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals überzeugen und so war 1887 der Baubeginn des Jahrhundertbauwerks. Von der Kieler Förde bis zur Elbmündung bei Brunsbüttel sollte das Jahrhundertbauwerk reichen und maß fast 100 Kilometer. Der Nord-Ostsee-Kanal entwickelt sich schnell zur meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt. Jedes Jahr sind zwischen Kiel und Brunsbüttel rund 41.000 Schiffe unterwegs, etwa dreimal so viel wie auf dem Panama- oder Suezkanal.
Der Bau des Kanals
Der Grundstein für den Bau wurde am 3. Juni 1887 in Kiel-Holtenau durch Kaiser Wilhelm I. gelegt. In den acht Jahren der Erbauung des Kanals arbeiteten rund 9000 Menschen unterschiedlicher Nationalität an ihm. Neben der reinen Menschenkraft mit Spaten und Schubkarre kam auch die damals modernste Technik wie Eimerkettenbagger, schwimmende Eimerkettenbagger sowie Lorenbahnen zum Einsatz. Bei dem Aushub wurden mehr als 80 Millionen Kubikmeter Erde ausgehoben. Dabei gab es einige Herausforderungen wie moorige Gegenden oder entlang der Streckenführung zwischen Rendsburg und Kiel, wo die neue Trasse den stark gewundenen Eider-Kanal mehrmals kreuzte, dessen Betrieb aber während der Bauzeit erhalten bleiben musste. Eine wichtige Voraussetzung für den geregelten Schiffsverkehr auf dem Nord-Ostsee-Kanal ist es, einen gleichmäßigen Wasserstand zu halten. Um die wechselnden Wasserstände der Elbe und Ostsee dem konstanten Wasserspiegel im Kanal anzugleichen, wurden in Kiel-Holtenau und Brunsbüttel Schleusenanlagen mit je zwei Schleusenkammern gebaut.
Die Einweihung
Der Kanal wurde vom 19. Juni bis zum 22. Juni 1895 feierlich eröffnet. Bei der Einweihung taufte Kaiser Wilhelm II. den Kanal zu Ehren seines Großvaters Kaiser Wilhelm I. auf den Namen „Kaiser-Wilhelm-Kanal“. Ab 1948 wurde er umbenannt und trägt bis heute den Namen Nord-Ostsee-Kanal. International ist die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt auch als Kiel Canal bekannt. Während der Planungs- und Bauphase wurde aber der Begriff »Nord-Ostsee-Kanal« am häufigsten gebraucht. Was heute nicht mehr selbstverständlich ist, dass der Kanal mit 156 Millionen Mark Baukosten im Rahmen dessen, was auch veranschlagt worden war, blieb.
Aber kaum war der Kanal eingeweiht, dachte man schon über eine Verbreiterung nach. Dafür waren militärisch-strategische Gründe ausschlaggebend. Dies hing mit der neuen Generation von Kriegsschiffen zusammen, für die die Fahrrinne des Kanals weder breit noch tief genug war. So wurde der Kanal von 1907 bis 1914 bei laufendem Betrieb von zweiundsechzig Metern auf einhundertdrei Meter verbreitert und von neun auf elf Meter vertieft. Ebenso mussten die bestehenden Drehbrücken durch Neubauten ersetzt werden.
Was vom ursprünglichen Kanal noch zu sehen ist
In seiner mehr als 128-jährigen Geschichte wurde der Kanal im Laufe der Zeit immer wieder an die neuen Anforderungen angepasst. Vom Ursprungs-Kanal sind nur noch wenige Zeitzeugnisse erhalten geblieben. Zu den aus der Bauzeit des Kanals erhaltenen Bauwerken gehören die Alten Schleusen in Brunsbüttel und Kiel-Holtenau. In Brunsbüttel sind die Anlagen noch in Betrieb, in Kiel-Holtenau wurden sie Mitte 2014 aufgrund baulicher Mängel stillgelegt und durch einen Neubau ersetzt. Die 1893/94 erbaute Levensauer Hochbrücke ist die einzige noch erhaltene Brücke aus der Bauphase des Nord-Ostsee-Kanals. Durch die Verbreiterung des Kanals wird auch sie einem Neubau weichen.
Die Grünentaler Hochbrücke wurde im Mai 1988 abgerissen. Von ihr sind lediglich die einstigen Brückenköpfe, die heutige Aussichtsplattform, übriggeblieben. Eines der 25 Tonnen schweren Steinreliefs mit dem kaiserlichen Wappen-Adler, die einst die vier Türme der alten Hochbrücke zierten, ist auf der Nordseite zu finden. In den Jahren 1984 bis 1986 wurde in paralleler Lage, nördlich der alten Bogenbrücke, die neue Fachwerkbalkenbrücke gebaut.
In Kiel-Holtenau, am Ausgang des Nord-Ostsee-Kanals zur Kieler Förde, befindet sich eine kleine Grünanlage und der 1895 errichtete Leuchtturm. Dieser gilt als eines der schönsten Leuchtfeuer an Deutschlands Küsten. In ihm kann auch standesamtlich geheiratet werden. Es erinnern nicht nur die Bauwerke an die Zeit des ersten Kanals, sondern auch in der Landschaft selbst lassen sich noch Zeugen der Vergangenheit finden. Die ursprüngliche Trasse des Kanals folgt dem Lauf der Eider durch den Borgstedter See. Schon kurz nach der Fertigstellung des Kanals wurde der enge Kurvenradius für die neu entwickelte, größere Schiffsgeneration zu eng und so wurde der Engpass im Zuge der ersten Verbreiterung beseitigt, indem einige hundert Meter weiter östlich ein neues Kanalbett gegraben wurde. Dadurch entstand die Rader Insel, die rund zwei Kilometer lang und 500 Meter breit ist.